Die Projekttage „Früh aufgestellt – Viele Träume! Gleiche Chancen?“ richten sich speziell an Grundschulklassen der 5. und 6. Jahrgangsstufe.
An 4 aufeinander aufbauenden Projekttagen setzen sich die Kinder mit gesellschaftlichen Fragen nach Ungleichbehandlung, deren Ursachen und der Frage nach Gerechtigkeit auseinander. Neben der inhaltlichen Beschäftigung mit diesen Themen ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts die Produktion von eigenen Filmen, in denen die Kinder die behandelten Fragen eigenständig kreativ bearbeiten. Zum Abschluss findet eine Präsentation der Filme für andere Klassen und die Eltern statt.
Ziele
Übergreifendes Ziel ist die Steigerung der Akzeptanz von Vielfalt und Wertschätzung in der eigenen Gruppe und der Gesellschaft. Es soll erkannt werden, dass diverse Diskriminierungen Teil der eigenen Lebensrealität sind (ob selbst betroffen oder nicht).
Ziel ist dadurch auch die Förderung von Empathie und Ungerechtigkeitsempfinden der Kinder (aber auch der Erwachsenen) sowie ihre Kommunikationsbefähigung in Bezug auf diskriminierendes Verhalten durch die Thematisierung in der Gruppe. Auch wenn uns bewusst ist, dass strukturelle Diskriminierungen in der Gesellschaft fest verankert sind, so ist es für die Zielgruppe immer wichtig, individuelle Handlungsmöglichkeiten zu reflektieren und zu erproben und so die Kinder als Akteur_innen zu stärken.
Darüber hinaus ist es klares Ziel, begleitende Lehrkräfte, Erzieher_innen oder Sozialarbeiter_innen für die Themen, Meinungen und Auseinandersetzungen der Kinder zu sensibilisieren. Es findet während des Projektes fortlaufend ein Austausch mit den begleitenden pädagogischen Fachkräften statt, der einer Verankerung von methodischen und inhaltlichen Herangehensweisen dienen soll. Im Idealfall wird eine Lehrkraft so dabei unterstützt, im Rahmen der weiteren Lehrtätigkeit mit der beteiligten sowie anderen Klassen ebenfalls präventiv tätig zu werden.
Ablauf
Tag 1 – Viele Träume! Gleiche Chancen?
In Gruppenarbeit setzen sich die Schüler_innen mit ihren eigenen Wünschen und Träumen für ein gutes Leben auseinander. Dabei treten bereits Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Tage, über die sich die Schüler_innen austauschen.
Ausgehend von diesen Wünschen und Träumen erfolgt eine Beschäftigung mit der Frage, ob alle Menschen die gleichen Chancen haben, ihre Wünsche in die Realität umzusetzen. Die Schüler_innen nehmen dabei die Perpektive verschiedener Kinder ein und reflektieren diese bezüglich der Fragen: „Haben alle die gleichen Chancen, ihre Träume zu verwirklichen?“; „Können alle überall mitmachen?“; „Ist das gerecht?“. Über die Rollen erschließen die Kinder verschiedene Diskriminierungskategorien.
Am Ende des ersten Tages wählen die Schüler_innen ein inhaltliches Schwerpunktthema, das an den zwei folgenden Tagen bearbeitet wird. Mögliche Themen können sein:
„Kann mal jemand mit anpacken?“ – Werden Jungen und Mädchen immer gleich behandelt?
„Tag der offenen Tür!“ – Können Menschen mit Behinderung überall teilnehmen?
„Endlich nicht mehr zu Hause?“ – Warum fliehen einige Menschen in andere Länder und wie geht es ihnen dort?
„Dafür bist du noch zu klein!“ – Haben Erwachsene immer Recht?
Tag 2 – Das Wahlthema
Unabhängig davon, zu welchem Thema die Schüler_innen arbeiten, entwickeln sie ein Verständnis für verschiedene Perspektiven und Problemlagen, der Begriff „normal“ wird hinterfragt und Ungleichheiten sowie Diskriminierungen werden reflektiert. Dies kann, wie in der Vergangenheit geschehen, auch über ein Begegnungsgespräch realisiert werden. Eine Auseinandersetzung kann aber auch im wesentlichen in der Gruppe selbst stattfinden, wenn beispielsweise eine Klasse miteinander verhandelt, welche Rollenzuweisungen und –anforderungen an Mädchen und Jungen vorhanden sind und ob dies für die Teilnehmenden als fair betrachtet wird oder ob diese Widerspruch hervorrufen.
An diesem zweiten Tag erarbeiten die Kinder Fragestellungen und Erkenntnisse, welche Grundlage für die filmische Auseinandersetzung werden.
Tag 3 – Anfertigen kleiner Filme oder Reportagen zum Wahlthema
Die Schüler_innen drehen selbstständig konzipierte Kurzfilme oder Reportagen, einige führen Interviews mit Passant_innen. Alle Aufgaben von der Konzeption, über den Dreh bis hin zu Schnitt und Ton erfolgen eigenständig mit Unterstützung.
Die Filme sollen Lösungsansätze für Problemstellungen aufzeigen. Zugleich fördert der Filmdreh die Medienkompetenzen der Schüler_innen. Sie arbeiten selbstständig mit Tablets. Anhand der eigenen Konzeptionserstellung sowie beim Schnitt lernen sie den Konstruktionscharakter und die Produktionsmechanismen von Kurzfilmen kennen. Durch die altersadäquate Erstellung von Reportagen wird zugleich die Frage nach journalistischer Arbeit und Wahrheitsanspruch aufgeworfen und praktisch beantwortet.
Es wird sich fortlaufend über die Verwendung und Nutzung von Bildern und Filmen auseinandergesetzt, um damit direkt das Recht am eigenen Bild mit den Kindern zu thematisieren. Essentiell ist es für die Medienarbeit, dass für eine weitere Verwendung der Bilder und Filme neben der Zustimmung der Eltern eben auch die Kinder vorliegt.
Tag 4 – Die Präsentation
Teil des Konzepts des Projekts ist es, die entstandenen Filme in einer Präsentation an der Schule Lehrer_innen, Eltern und ggf. anderen Klassen vorzuführen. Die Schüler_innen erhalten so die Chance, als Expert_innen Peers und Familie zu präsentieren, was sie gelernt und produziert haben.
Um diese Abschlusspräsentation vorzubereiten und die entstandenen Filmprojekte mit den Schüler_innen auszuwerten und dabei medienpädagogische wie inhaltliche Aspekte in den Blick zu nehmen, findet ein abschließender Projekttag statt, der in der Präsentation mündet.
Was wollten wir rüberbringen? Wie ist das gelungen? Was hat der oder die Passant_in da eigentlich auf die Frage geantwortet, können wir das nachvollziehen? Diese Fragen stellen einen zentralen abschließenden Reflexionspunkt der eigenen Arbeit der Kinder dar.
Teamer_innen des Projekts stehen für die Diskussion mit Eltern und Lehrer_innen zu Verfügung. So bietet sich die Chance, über die Projekttage mit den Schüler_innen hinaus Themen und Auseinandersetzung in die Schulgemeinschaft zu tragen und eine Haltung von Gleichwertigkeit zu vermitteln.